Was Welpen wirklich brauchen: Bedürfnisorientierte Welpenerziehung
- Sarina Kriechbaum
- 6. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Wenn ein Welpe einzieht, beginnt eine aufregende Reise – für Mensch und Hund. Viele frischgebackene Hundeeltern stehen jedoch schnell vor einer zentralen Frage: Was muss mein Welpe eigentlich alles lernen – und wie? Die gängige Antwort lautet oft: Sitz, Platz, Fuß, alleine bleiben, Stubenreinheit und Rückruf. Doch was ist davon wirklich wichtig? Und: Ist die Welpenzeit tatsächlich die beste Zeit für diese „Kommandos“?
In der Welpenschule Graz – Pfotenspitzengefühl setzen wir auf einen anderen Zugang. Unser Konzept der bedürfnisorientierten Welpenerziehung basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Entwicklung junger Hunde. In diesem Artikel erfährst du, was Welpen in ihrer sensiblen Entwicklungsphase wirklich brauchen, warum frühe Erkundung wichtiger ist als frühes Gehorchen – und wie du deinen Welpen bestmöglich auf ein sicheres, glückliches Leben vorbereitest.

Die unterschätzte Kraft der Umwelterkundung
In den ersten Wochen und Monaten wächst im Welpen nicht nur der Körper, sondern vor allem das Gehirn – und das in einem rasanten Tempo. Diese neurologische Entwicklung stellt dem jungen Hund genau die Fähigkeiten bereit, die er jetzt braucht: Wahrnehmen, Erkunden, Vergleichen, Verknüpfen.
Das bedeutet: Die Welpenzeit ist vor allem eine Zeit der Umwelterkundung.
Dabei lernt der Hund, wie sich verschiedene Untergründe anfühlen, wie Gegenstände riechen, sich bewegen oder Geräusche machen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, sondern um sichere, vielfältige Erfahrungen. Diese Erkundungen müssen nicht draußen stattfinden – kleinräumige Umwelterkundung zu Hause, im Garten oder in einem gesicherten Bereich ist anfangs absolut ausreichend und sogar ideal.
Beispiele für gelungene Erkundungsmöglichkeiten:
Neue Objekte im Wohnzimmer (z. B. leere Kartons, stabile Plastikflaschen, Rucksäcke)
Weiche Hindernisse zum Klettern oder Durchkriechen (mit rutschfestem Untergrund!)
Geräuschkulissen (leise Musik, unterschiedliche Alltagsgeräusche)
Gemeinsames Beobachten von Umweltreizen (z. B. Straßenverkehr vom Fenster aus)
Der Schlüssel dabei: Lernen im eigenen Tempo und mehrere Optionen, die alle zum Erfolg führen. Kein Drängen, kein Locken, kein Zwang – sondern Angebote machen und beobachten, was der Welpe draus macht.
Warum "Sitz" nicht das Wichtigste ist
Viele Menschen glauben, dass die Welpenzeit ideal ist, um möglichst viele Signale zu „installieren“ – Sitz, Platz, Nein, Hier, Aus, usw. Der Grund: Welpen lernen „so schnell“.
Das stimmt – aber es wird oft missverstanden. Das schnelle Lernen in der Welpenzeit betrifft vor allem das sogenannte assoziative Lernen: also Verknüpfungen, die emotional aufgeladen sind. Zum Beispiel:
Das Geräusch des Staubsaugers → unangenehm → Fluchtverhalten
Die Nähe der Bezugsperson → Sicherheit → Entspannung
Neues Futter → Überraschung → Freude (oder auch Ablehnung)
Was Welpen nicht gut lernen in dieser Phase: kontrollierte Verhaltensketten, also operante Konditionierung. Das bedeutet: Sie können zwar „Sitz“ ausführen, aber nicht wirklich verstehen, wann es sinnvoll ist, es zu tun – oder warum es erwartet wird.
Operantes Lernen („Wenn ich mich hinsetze, bekomme ich ein Leckerli“) ist eine Form des Trainings, bei der ein Verhalten durch Belohnung oder Konsequenz geformt wird. Das hat in bestimmten Phasen seinen Platz – aber nicht als Hauptfokus der frühen Welpenzeit.

Was brauchen Welpen wirklich? (Spoiler: keine Kommandos)
Welpen brauchen vor allem drei Dinge:
Sicherheit – durch konstante Bezugspersonen, vorhersehbare Abläufe, Rückzugsorte
Selbstwirksamkeit – die Erfahrung, dass ihr Handeln einen Unterschied macht
Exploration – vielfältige, sichere Möglichkeiten, die Welt zu entdecken
Daraus ergibt sich ein vierter Punkt: Vertrauen – in sich selbst, in den Menschen, in neue Situationen.
Das alles lernen Welpen nicht durch Sitz und Platz, sondern durch freie Bewegung, sanfte Begleitung und eine Umgebung, die sie fordert, aber nicht überfordert.

Bedürfnisorientierte Welpenerziehung - Was bedeutet das konkret?
Der Begriff bedürfnisorientiert bedeutet: Wir orientieren uns an den realen Entwicklungsbedürfnissen des Hundes – nicht an gesellschaftlichen Erwartungen oder Vorstellungen von „Erziehung“.
In der Welpenschule Graz – Pfotenspitzengefühl heißt das zum Beispiel:
kein Signaltraining in den ersten Wochen
kein Gruppenzwang – jeder Welpe lernt im eigenen Tempo
spielerische Interaktion statt Drill
Förderung der motorischen und sensorischen Entwicklung
Beziehungsarbeit statt Kommandos
Denn: Ein sicher gebundener, neugieriger Welpe, der früh gelernt hat, mit neuen Situationen umzugehen, wird später viel leichter Signale lernen – weil er gelernt hat, dass Lernen sich gut anfühlt.
Ein Wort zur Sprache und warum sie so viel ausmacht
Viele Begriffe, die im Hundetraining verwendet werden, stammen aus einer Zeit, in der Hunde als „Befehlsempfänger“ gesehen wurden: Kommando, Gehorsam, Führung, Konsequenz, Abrichten.
Diese Sprache beeinflusst, wie wir über Hunde denken – und wie wir mit ihnen umgehen.
Statt von Kommandos sprechen wir in der Welpenschule Graz z. B. von Signalen. Statt von Konsequenz sprechen wir von Klarheit. Statt Gehorsam geht es um Kooperation. Diese feinen Unterschiede machen einen großen Unterschied – in unserem Denken und im Alltag mit Hund.

Unser Zugang ist nicht für alle - und genau das ist gut so
Wenn du glaubst, dass dein Welpe mit 12 Wochen Sitz, Platz, Fuß und das Alleinbleiben können muss, dann wirst du bei uns vielleicht irritiert sein. Und das ist okay. Denn wir sind überzeugt davon, dass Welpen vor allem eines brauchen: Menschen, die sich auf sie einlassen, sie beobachten, verstehen wollen – und sich Zeit nehmen.
Bedürfnisorientierte Welpenerziehung ist kein schneller Weg. Aber er ist nachhaltig. Und er legt ein stabiles Fundament für ein Leben in Verbundenheit, Vertrauen und Kooperation.
Du suchst genau so einen Welpenkurs in der Nähe von Graz?
Dann freuen wir uns, wenn du uns kontaktierst! In der Welpenschule Pfotenspitzengefühl in Tobelbad bei Graz begleiten wir Mensch-Hund-Teams von Anfang an mit Herz, Verstand und Erfahrung.
📍 Mehr Infos findest du auf unserer Website: www.welpenschulegraz.at
📬 Oder schreib uns direkt – wir freuen uns darauf, dich und deinen Welpen kennenzulernen!
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